Yoga ist Pop

Den Begriff Yoga kennt jeder. Dabei gehen die Meinungen darüber, was Yoga ist, stark auseinander. Yoga ist heute durch alle Gesellschaftsschichten hindurch erfolgreich. Wie kann das sein? Yoga bedient die unterschiedlichsten Erwartungen und Bedürfnisse. Irgendein Yoga kann jeder, und der Markt wächst täglich. Genau wie Musik, Film, Mode und Sport ist Yoga hier und heute ein Teil der Popkultur. Es gibt Yoga-Zentren und Yoga-Clubs, Yoga-Festivals und Yoga-Medien. Es gibt Yoga-Konsumenten, Yoga-Fans, Yoga-Performer und Yoga-Verkäufer. Yoga ist Pop.

2016 führten das Magazin Yoga-Journal und der US-amerikanische Yoga-Berufsverband Yoga Alliance eine Umfrage über den Status und die Evolution der Yoga-Szene in den USA durch. Dafür befragten sie einen gesellschaftlichen Querschnitt mit 2000 Menschen und zusätzlich 1700 Yoga-Aktive: Schüler und Lehrer. Viele Ergebnisse der Auswertung waren verblüffend. Man könne gut und gerne sagen, dass Yoga das Land im Sturm erobert, kommentierte das US-Wirtschaftsmagazin Forbes die Studie. Man sehe dies an der Anzahl der Yoga-Studios, die in den letzten Jahren eröffnet haben und am Umsatz von Yoga-Kleidung und Yoga-Zubehör in den USA. 90% können mit dem Begriff Yoga etwas anfangen. 75% stimmen der Aussage zu, dass „Yoga gut für einen ist“ – ein ähnlich großer Konsens herrscht in der US-Bevölkerung bei den Themen Gott, Patriotismus und Terrorismusbekämpfung. Die US-Amerikaner gaben im Umfragejahr 16 Milliarden US-Dollar für Yoga aus, vorrangig für Unterricht, dicht gefolgt von Kleidung und Zubehör – genau so viel wie für Schönheitsoperationen, Videospiele und Schokolade, gut halb so viel wie für Sportveranstaltungen. Erstaunlich war, dass sich laut Umfrage die Zahl der Yoga-Praktizierenden in den USA zwischen 2012 und 2016 fast verdoppelt hatte. Glaubt man dieser Statistik auch nur annähernd, dann lässt sich daraus eine lawinenartige Verbreitung des Yogas in den USA ableiten – 100% Zuwachs in vier Jahren.

Quelle: Yoga in America (2016): Study conducted by Yoga Journal & Yoga Alliance

Entsprechend, verorte ich Yoga unter den popkulturellen Phänomenen der 2010er-Jahre: neben dem Smartphone und Hipster-Bart, im Spektrum der Like-Kultur und der Share-Kultur des Internets, inmitten eines großen Eklektizismus und verschiedenen Revivals in der Mode und Musik.