Liebe deinen fetten Körper

2017 machte die afroamerikanische Yogalehrerin Jessamyn Stanley Furore mit ihrem Buch „Every Body Yoga“, rund eine Viertelmillion folgte ihr in den sozialen Medien. Übergewichtig, aus der Unterschicht und schwarz, hatte Stanley am Beginn ihrer Yoga-Praxis große Schwierigkeiten, zu einer Yoga-Klasse zu gehen, in der vorwiegend weiße Frauen mit Idealmaßen saßen.

Gleichzeitig merkte sie, wie gut ihr der Yoga tat, so dass sie allein übte und ebenfalls Bilder von sich auf Instagram stellte – damit traf sie einen Nerv. Ganz unverblümt beschrieb Stanley sich als schwarz, arm und fett. In die ach so erhabene Yoga-Szene Amerikas grätschte sie als Underdog hinein und überbrachte eine wichtige Message. Den hypertrainierten, tiefenentspannten, ultra-sexy selbstoptimierten US-Yogis setzte sie das Statement entgegen: Nimm deinen Körper an so wie er ist. Die Fettpolster, Falten, Krampfadern und was da sonst noch so alles ist: „Lass die Angst los, stell dich auf die Matte und liebe deinen Körper“.

„Oh, Motivation, du kleine wankelmütige Hündin. Motivation ist eine Nymphe aus dem Märchenbuch“, schreibt Stanley in ihrem Buch. „Sie tanzt herein, wenn wir unsicher im Sportgeschäft herumstehen und regt uns dazu an, teures Yoga-Equipment zu kaufen, während wir denken: dieses Mal wird´s anders. Sie summt um uns herum, wenn wir teure Gym-Abos abschließen und duckt sich weg, wenn wir zehn Minuten vor Beginn einer Klasse auf den Wecker hauen. Ich habe mich an die inkonsistente Präsenz der Motivation in meinem Leben gewöhnt“, schreibt Stanley. „und ich glaube es wäre töricht, etwas anderes zu erwarten.

Stattdessen fokussiere ich mich auf das, was mir gut tut, und Yoga tut mir mehr gut als alles andere. An Tagen, an denen ich nicht motiviert bin, kann ich mich immer noch daran erinnern, wie gut mir Yoga tut, also schleife ich meinen Arsch auf die Matte. wenn ich dort bin, ist es egal ob ich motiviert bin, es wäre einfach zu enttäuschend, die Matte einfach wieder wegzuräumen. Das ist mein Rat: Stellt euch einfach auf die Matte. Erwartet nicht, jeden Tag voll motiviert zu sein, macht einfach ohne Motivation weiter. Bald werdet ihr erkennen, dass Motivation eher wie ein Auto ist, sehr nützlich, wenn man eins hat, aber man kommt auch anders voran.“