Sankalpa – mit bewusstem Fokus die Realität verändern

Bleib offen für die Schönheit des Lebens

Warum machen wir Yoga? Was motiviert uns, die Matte auszurollen, Atemübungen zu machen, Mantras zu singen und zu meditieren? Simple Antwort: Wir wollen uns besser fühlen. Spezifischer: In unsere Kraft kommen, unser Potential entfalten, in Harmonie mit unserer Umwelt leben. Yoga verfolgt dieses Ziel auf verschiedenen Ebenen, vom grobstofflichen Körper bis hin zu den feinstofflichen Schwingungen unserer Gedankenwellen.

Gelingt ein Asana oder Pranayama, spüren wir oft eine angenehme innere Ruhe und Aufgeräumtheit, eine innere Klarheit. Das Gedankenkarussell steht still. Dann erkennen wir die Dinge so wie sie wirklich sind. Normalerweise bewerten wir die Dinge, die Realität nach den Kriterien unseres Egos, womit wir in eine Falle gehen. Wir projizieren unsere Erwartungen und Wünsche auf die Realität. Aber wann ist die Realität genau so wie unser Ego sie gern hätte? Das Resultat: viel Enge, Unzufriedenheit und Ungeduld mit ein paar flüchtigen, vorbei huschenden Glücksmomenten. Leben wie ein Roboter, mit fest gefügten Pflichten, Ansprüchen und Glaubenssätzen. Mit Yoga haben wir die Chance, uns davon zu befreien. Dazu müssen wir aber gar nichts Neues erreichen. Es reicht, zu erkennen, anzunehmen, was schon längst da ist. Beziehungsweise immer da war, bevor die Trübungen unseres Geistes (die Kleshas) die Wahrnehmung blockierten.

Yoga ist kein Neujahrsvorsatz, der ja meistens nicht klappt, weil wir selten unsere Realität mit dem Willen verändern. Beim Aufgeben von Süchten oder sich von Ängsten befreien-wollen funktioniert es meisten anders herum: das Rauchen, das Übergewicht, die Angst „lassen einen los“, weil sich die Psyche, die Gedankenwelt auföst, die das Problem verursachte. Dann wundert man sich manchmal, wie dieses Thema einen so lange fest im Griff hatte, es scheint so irreal wie die grauen Herren bei „Momo“.

Die Yoga-Tradition kennt hier den Begriff Sankalpa. Die Silbe „San“ bedeutet Verbindung mit der höchsten Wahrheit und „-Kalpa“ meint Schwur. Wir treten in Verbindung mit der höchsten Wahrheit, wenn wir akzeptieren, dass wir gut genug für unser Glück sind, dass wir nicht noch etwas Anderes brauchen, damit wir dann erst glücklich sind. Sankalpa bedeutet zu wissen, dass wir bereits mit allem ausgestattet sind, was nötig ist. Mögliche Sankalpa-Affirmationen sind „Ich bin heil und ganz“, „Ich bin frei“ oder „Ich bin in mir zu Hause“. Der „Schwur“ dieser Praxis besteht darin, immer wieder achtsam den Fokus darauf zu lenken. Sich den Raum und die Zeit zu nehmen, das Sankalpa zu untermauern, verankern, zu festigen. Dabei kann uns sehr oft bewusst werden, wie alte Muster und Glaubenssätze in unsere Wahrnehmung hinein grätschen, wie wir uns damit selbst sabotieren. Schön ist hier, sich für jeden Tag ganz kleine authentische Sankalpas („Ich bin heute ganz bei mir“, „Dieser Moment ist ein Geschenk“) zu setzen. Unsere innere Haltung wird sich damit verändern.