Auf großem Fuß leben – das Fußgewölbe richtig aufrichten

Die Füße sind unser Fundament

Nicht nur im Leben, auch in vielen Yoga-Asanas spielen unsere Füße eine buchstäblich tragende Rolle. Erst im Laufe der Evolution, als der Mensch lernte, aufrecht zu stehen und zu gehen, nahmen unsere Ferse und die Fußwurzelknochen ihre heutige, verwrungene Form an. Es entstand ein komplexes Gebilde mit 26 Knochen, 33 Gelenken, 20 Muskeln und 114 Bändern. Sein dreidimensionaler Aufbau ermöglicht es den Füßen, unser Körpergewicht in allen Lebenslagen zu tragen, zu bewegen und abzufedern.

Innerhalb der Fußmuskeln unterteilt man in Zehenbeuger und Zehenstrecker. Diese kleinen Muskeln sind mit den Schienbein- und Wadenmuskeln und -Bändern so verbunden, dass diese das Fußgewölbe aufrichten und so dem Fuß eine dynamische Ausrichtung geben: Eine Gewölbestruktur, mit der wir uns einem unebenen Untergrund flexibel anpassen können. Verliert – oft genetisch veranlagt, aber auch durch falsche Schuhe oder Bewegungsarmut – die Muskulatur in den Füßen, Schienenbeinen und Waden ihre Zugkraft, dann sinkt das Fußgewölbe. In einer Kettenreaktion wirkt sich die Fehlstellung der Sprunggelenke nach oben weiter aus, kann Probleme in den Knien, der Hüfte und im Rücken verursachen. Mit dem Trainieren der Fuß, Schienenbein- und Wadenmuskulatur können wir Kapillarkräfte in uns wecken, „die Energie aus dem Boden nach oben saugen“ und zu einer aufrechten, anmutigen Haltung zurückfinden.

Yoga geht auf die Komplexität unserer Füße ganz besonders ein und hat die Technik des so genannten Pada Bandhas entwickelt. Bandhas sind – anatomisch gesehen – muskuläre Kontraktionen, mit denen die Energie im Körper fixiert und und gelenkt werden soll. Neben den „bekannteren Bandhas“ der Hüfte, des Oberbauchs und des Zungenbeins (Mula-, Uddiyana-, und Jalandhara Bandha) gibt es ein Aktivieren gegenläufiger muskulärer Zugkräfte, die unsere Gelenke aufspannen, auch beim Fuß: Pada Bandha.

Eine Übung hierzu: Wir stehen aufrecht, strecken und spreizen unsere Zehen und drücken den Großzehballen, den Kleinzehballen und die Ferse beider Füße senkrecht in den Boden, verteilen unser Körpergewicht gleichmäßig auf diese sechs Punkte. Ohne dies zu stören schieben wir nun die Fußballen und die Fersen aufeinander zu, während die Zehen weiter gestreckt in den Boden drücken. Effekt: das Fußgewölbe hebt sich, die Fußmuskeln, Sehnen und Bänder werden aktiv und richten sich korrekt aus.

Beim Yoga können wir also wieder die beiden gegenläufigen Zugkräfte in den Füßen und Unterschenkeln bemerken und (neu) ausbilden. Die Ferse geht in die Außenrotation (wenn die Außenferse fest in den Boden drückt). Der Großzehfußballen hält mit einer Innenrotation dagegen. Beide Kräfte heben das Fußgewölbe. Die Aktivität der Fuß und Unterschenkelmuskulatur setzt sich spiraldynamisch entlang der Faszienzüge nach oben hin weiter fort. Viele wundern sich, dass ihre Yogahaltungen mit aktiven, wachen Füßen eine ganz neue Qualität bekommen. Da unsere Nerven in den Füßen enden, geben wir uns mit einer korrekten Fußausrichtung gleich noch eine wohltuende Reflexionsmassage. Mit regelmäßiger Fußpflege beim Yoga können wir uns wie König*innen fühlen.