Intuition und Willenskraft – die Power unseres Bauchraums

Feuer

Hunderte Millionen Nervenzellen umschließen unseren Verdauungstrakt. Dieses Bauchgehirn funktioniert nahezu selbständig, es sendet ständig Signale, bildet Hormone wie Serotonin und Dopamin. 

Wofür brennst du? Was entfacht deine Leidenschaft, deinen Mut? Wo gehst du aus deiner Komfortzone? Wo machst du keine Kompromisse mehr? Was gibt dir ein bestimmtes Bauchgefühl? Was schlägt dir auf den Magen? Wann verbrennt dich deine Wut im Bauch? Wo blockiert dein „dickes Ego“ den Fluss der Dinge?

Energetisch steht unser Bauchraum für unseren Willen, unser Durchsetzungsvermögen, Ego, unsere Individualität und Selbstermächtigung. Der Bereich um den Nabel ist ein Umwandlungszentrum. Hier verdauen wir Nahrung und Sinneseindrücke, wandeln sie in Tatkraft und Gedanken um. Der Oberbauch, das Zwerchfell, trennt den oberen vom unteren Rumpf, in denen unterschiedliche Druckverhältnisse herrschen. Damit die Schwerkraft unsere (mit Flüssigkeit gefüllten) Bauchorgane nicht nach unten drückt, brauchen wir ein dynamisches Zwerchfell, das die Energie nach oben lenkt, den Brustkorb hebt, so dass wir dort Offenheit und Leichtigkeit erfahren können. 

Als ich jung war, hatte ich einmal eine feste Anstellung, in der ich mich zunehmend unwohl fühlte. Durch „Zufall“ bot sich dann eine Gelegenheit, ins Ausland zu gehen. Mein damaliger Arbeitsvertrag mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist drohte, diese Möglichkeit zunichte zu machen. Ich nahm meinen Mut zusammen und ging zur Personalabteilung. Die Personalchefin dort spürte in unserem Gespräch meine Entschlossenheit und gab schließlich nach, sie ließ mich vorzeitig aus meinem Vertrag (wofür ich ihr heute noch dankbar bin). Ich fand blitzschnell einen Nachmieter für meine Wohnung, packte das Notwendigste in mein Auto und fuhr gen Süden. Es war damals für mich so wichtig, meiner Lebensentscheidung zu folgen, dass ich mich voll und ganz dafür einsetzte. Mache bitte folgendes Experiment: Erinnere dich an eine ähnliche Situation in deinem Leben – wo du Feuer und Flamme warst, alles auf eine Karte gesetzt hast – und spüre dabei in deinen Bauch.

Die traditionellen Yoga-Schriften betonen die Kraft des Verdauungsfeuers (Agni). Dieses Feuer entsteht, wenn wir mit unserer Bauchmuskulatur die Organe „massieren“, nach oben heben. Es soll verbrennen was uns belastet: überflüssige Pfunde und beschwerende Geisteshaltungen (die Kleshas), wie Egoismus, falscher Stolz, Angst und Unsicherheit. Wenn wir die vier Schichten unserer Bauchmuskulatur richtig einsetzen und gegeneinander aufspannen, schützen wir unsere Lendenwirbelsäule, wir behalten unser Rückgrat. Die Yogis sprechen hier vom Setzen des so genannten Uddiyana Bandhas, dem „Auffliegen der großen Vögel“. Symbolisch meint dies das Bewegen, Mobilisieren ziemlich schwerer, träger, eingefahrener Energien.

Feuer braucht Feuerholz. Anatomisch ist hier die Kraft der Beine (Erde/Holz), insbesondere der Beinrückseiten gemeint, zu denen der Gluteus (Po) gehört. Wenn wir unser inneres Feuer entfachen, sollten wir gut geerdet sein. Ein richtiges Aktivieren des Bauchraums wird immer zur Ganzkörperübung. Die Stabilität der Beine und die Klarheit des Bauchfeuers schaffen die Voraussetzungen für Offenheit im Herzen und Leichtigkeit im Sein.