Achseln und Leisten – wachsen und frei sein

Die Achseln und die Leisten sind Schnittstellen des Körpers. Sie markieren die Übergänge vom Rumpf zu den Gliedmaßen. Sie sind stark enerviert, hier reguliert der Körper mit Schweißdrüsen seine Temperatur. Die Anzahl unserer Lymphknoten ist in den Achseln und Leisten höher als woanders im Körper. Da die Haut dort dünner ist, lassen sich die Lymphe gut tasten – vor allem wenn sie bei einem Infekt anschwellen. Unser Lymphsystem arbeitet wie eine Kläranlage. Es spült Bakterien und Schadstoffe aus dem Körper. Dazu transportieren die Lymphe Flüssigkeit, die unsere Zellen ernährt. Ein kleines Wunderwerk der Evolution.

Indes, vielen Menschen genieren sich, wenn sie an ihre Leisten und Achseln denken. Diese Zonen haben etwas Animalisches. Wir rasieren die „Schamhaare“, übertünchen die sexuellen Lockstoffe unserer Schweißdrüsen mit Deo, überschlagen beim Sitzen die Beine, halten die Arme dicht am Körper, um die Achseln zu verschließen. Das Lymphsystem (welches von der Atmung und äußerer Bewegung in Schwung gehalten wird) stören wir damit bei der Arbeit. Schlimmstenfalls bekommen wir schneller Infekte und Allergien. Sogar Depressionen sind möglich, wenn das Lymphsystem blockiert wird.

Yoga nimmt diese energetisch bedeutsamen Übergänge von Rumpf und Gliedmaßen besonders wichtig. Viele kennen aus dem Unterricht Ansagen wie „Leisten entspannen / öffnen“ und „Achseln lang strecken“. Viele Yogahaltungen werden besser und ausgeglichener, wenn wir sie einmal von den Achseln und den Leisten ansteuern – und ihre Antagonisten in den Armen und Beinen dagegenhalten: die Armbeugen und die Kniekehlen. Ihre Gegenläufigkeit spannt die Oberarme und die Oberschenkel optimal in den Gelenken auf.

Visualisation: Stellt euch vor, ihr habt Augen in euren Achseln und Ellenbeugen, in den Leisten und den Kniekehlen. Diese Augen können sich öffnen und in verschiedene Richtungen schauen. In den Yoga-Asanas richten wir sie miteinander, zueinander aus, Spiraldynamisch kann der Körper sich aufspannen.

Gerade weil die Achseln, Leisten, Armbeugen und Kniekehlen so durchlässig sind (wer ist dort nicht kitzelig?), können wir sie gut als Referenzpunkte für unsere Yoga-Haltungen nehmen. Ihre Sensibilität kann uns beim Üben neue Räume zeigen.