Die Bhavanas – Qualitäten des Herzens

Herzensqualität

Yoga und Buddhismus haben eine gemeinsame Wurzel – der Zeitgeist Indiens brachte vor Jahrtausenden diese beiden Systeme hervor. Entsprechend gibt es einige Überschneidungen in den Sichtweisen und im Vokabular von Yogis und Buddhisten: Beide sprechen vom Karma als dem Prinzip von Ursache und Wirkung. Beide propagieren das Loslassen der Anhaftungen. Und wie im Folgenden beschrieben, gibt es sowohl im Buddhismus als auch im Yoga die „vier Herzensqualitäten“. Die Yogis nennen sie die vier Bhavanas, übersetzt: heilsame innere Bilder. Patanjali beschreibt im Abschnitt 1.33 seiner Yoga-Sutras diese vier heilsamen Bilder : Maitri: eine freundliche, liebevolle, zugewandte Haltung sich selbst und Anderen gegenüber. Karuna: die Entfaltung von Empathie, sowohl für das eigene Leben, Geworden-Sein und das der Anderen. Yoga stärkt unser Einfühlungsvermögen in Andere. Mudita: eine Begeisterungsfähigkeit für den Erfolg, das Glück, die positive Entwicklung von uns selbst und den Anderen. Upeksha: die Fähigkeit zu Geduld und…

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Die Antarayas – Hindernisse auf dem Yogaweg

Kleshas, Antarayas

Über neun Brücken musst du gehen Ich liebe meine Yogapraxis. Sie hilft mir dabei, auch in extremen, anstrengenden äußeren Situationen – siehe Corona – bei mir selbst zu bleiben. Yoga ist tatsächlich mein bester Freund. Wie pflege ich diese Freundschaft? Der Weg ist das Ziel. Was nicht bedeutet, dass Yoga keine Ziele hätte, oh doch, Ziele gibt es: Yoga sei Geschicklichkeit im Handeln, sagt die Bhagavad Gita. Das zur Ruhe Kommen der Gedankenturbulenzen. Mit Yoga kann und sollte zukünftiges Leid vermieden werden. Kaivalya oder Samadhi nennt der Ur-Yogi Patanjali in seinen Yoga-Sutras einen nicht mit Worten erklärbaren Zustand völligen Verstehens. Moksha, die Befreiung von allen psychischen Eindrücken, die endlose Zyklen der Wiedergeburten bei uns hinterließen. Mit Freude zu leben und majestätisch zu sterben, sagte einmal BKS Iyengar, einer der größten Architekten des heutigen Yogas. Der Weg ist lang, und es warten nicht weniger als 9 Hindernisse.…

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Kraftvolle Beine, gesunde Knie

Affengott Hanuman

Mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen – dies können wir beim Yoga lernen. Wozu sind die Beine da? Zum Stehen, Gehen und zum Laufen. Der aufrechte Gang gilt in der menschlichen Evolution als entscheidender Schritt. Vor zweihundert Jahren legte ein Mensch rund zwanzig Kilometer täglich zu Fuß zurück, heute liegt der Schnitt bei 800 bis 1200 Metern. Arme Beine, könnte man da sagen, denn diese sind zum Bewegen da. Wenn die Muskulatur in unseren Beinen durch Vernachlässigung verkürzt oder erschlafft, dann müssen unsere Knie und Knöchel mehr Druck aushalten als ihnen guttut. Dazu geraten die Kniescheiben aus ihrer Gleitfurche. Im Kniegelenk trifft die kugelige Oberfläche des Oberschenkelknochens (Femur) auf die quasi plane Gelenkfläche des Schienenbeins, um hüllt von zwei halbmondförmigen Faserknorpeln, dem Innen- und dem Außenmeniskus. Diese ermöglichen eine Roll-Gleit-Bewegung und sollen den Druck aufs Knie gleichmäßig verteilen. Eine komplexe Konstruktion, die zur…

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Patanjali Yoga Sutra 1.19 – 1.23 – Hingabe an ein höheres Prinzip

Wie geht’s, wie ist das Leben? Könntest du gerade nicht besser klagen? Weißt du, was du dir wünschst? Wofür bist du dankbar? Irgendwann im Leben kommt womöglich der Punkt, an dem man denkt, die äußeren Umstände haben einem diese Qualitäten und jene Defekte beschert, und that´s it. Ohne zu erinnern, dass womöglich diese Defekte und jene Qualitäten erst in die äußeren Umstände geführt haben. Wo ist die Henne und wo das Ei? Warum sind hier Leute klar im Vorteil, die fest daran glauben, die be-glaubigen, dass es einen guten Grund dafür gibt, warum sie gerade jetzt an diesem oder jenem Punkt in ihrer Existenz sind. Die sagen, es könnte gerade einfach nicht perfekter sein! Die sagen, man kann mit seinen inneren Zuständen die äußeren Umstände erschaffen. Im ersten Kapitel seiner epochalen Yoga-Sutras – in den Sutras 1.19 – 1.23 –, geschrieben vor rund zweitausend Jahren,…

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Achseln und Leisten – wachsen und frei sein

Die Achseln und die Leisten sind Schnittstellen des Körpers. Sie markieren die Übergänge vom Rumpf zu den Gliedmaßen. Sie sind stark enerviert, hier reguliert der Körper mit Schweißdrüsen seine Temperatur. Die Anzahl unserer Lymphknoten ist in den Achseln und Leisten höher als woanders im Körper. Da die Haut dort dünner ist, lassen sich die Lymphe gut tasten – vor allem wenn sie bei einem Infekt anschwellen. Unser Lymphsystem arbeitet wie eine Kläranlage. Es spült Bakterien und Schadstoffe aus dem Körper. Dazu transportieren die Lymphe Flüssigkeit, die unsere Zellen ernährt. Ein kleines Wunderwerk der Evolution. Indes, vielen Menschen genieren sich, wenn sie an ihre Leisten und Achseln denken. Diese Zonen haben etwas Animalisches. Wir rasieren die „Schamhaare“, übertünchen die sexuellen Lockstoffe unserer Schweißdrüsen mit Deo, überschlagen beim Sitzen die Beine, halten die Arme dicht am Körper, um die Achseln zu verschließen. Das Lymphsystem (welches von der…

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Das Ganesha-Mantra

Ganesha Mantra

Hier kannst du eine Aufnahme des Ganesha-Mantras hören: Ganesha-Sharanam, Sharanam-Ganesha (Ich nehme meine Zuflucht zu Ganesha) Om Gam Ganapataye Namaha (Ich grüße/ verinnerliche Ganesha in mir) In diesem Jahr 2020, in dem die Welt stehen blieb, nichts mehr so ist wie es war, kommt er uns wirklich gelegen: der Elefantengott Ganesha – der Türhüter und der Bezwinger aller Hindernisse. Wenn er durch dickes Walddickicht trampelt, dann ebnet er einen Weg für Andere. Er selbst reitet auf einer kleinen Maus – symbolisch steht diese für unseren Verstand, der emsig und umtriebig von hier nach dort flitzt und sich der Größe unseres Seins unterordnen soll. Er hilft beim Gelingen eines Projekts, wird uns aber Grenzen setzen, wenn unsere Absichten nicht ehrlich sind. Als Sohn von Shiva und Parvati bewacht Ganesha den Toreingang zur spirituellen Erleuchtung. In Indien hängt sein Bild über den Hauseingängen der Hindus. Wenn wir…

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Vyana-Vayu – pulsierende Energie

Sich zum Himmel strecken

Vyana-Vayu ist die Kraft, die sich fortwährend – über das Blut, die Lymphe, Nervenimpulse und Botenstoffe – im Körper ausbreitet. Mit dynamisch fließenden Yoga-Sequenzen aber auch mit konzentriert gehaltenen statischen Asanas können wir sie spüren und kultivieren. In der Sichtweise des Yogas besteht alles aus Energie und Schwingung – womit der Yoga bereits vor Jahrhunderten intuitiv die Erkenntnisse der modernen Quantenphysik vorwegnahm. Mit „Vayus“ (wörtlich Winde) beschrieben die alten Yoga-Meister die Richtungen, in denen die Energie im Menschen fließt. Es gibt fünf verschiedene Vayus: Prana-Vayu (Sitz im Brustraum) ist die Kraft, die aufnimmt: Einatmen, sehen, riechen, schmecken. Apana-Vayu (Sitz im Unterbauch) ist die Kraft die abgibt: Ausatmen, sprechen, ausscheiden. Samana-Vayu (Sitz im Oberbauch) ist die Kraft, die umwandelt: Verdauen, Sinneseindrücke verarbeiten. Udana-Vayu (Sitz im Kehlbereich) ist die kommunizierende Kraft, sie bestimmt, wie wir uns in der Welt ausdrücken. Überlegt doch selbst einmal kurz, welche Art…

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Auf großem Fuß leben – das Fußgewölbe richtig aufrichten

Die Füße sind unser Fundament

Nicht nur im Leben, auch in vielen Yoga-Asanas spielen unsere Füße eine buchstäblich tragende Rolle. Erst im Laufe der Evolution, als der Mensch lernte, aufrecht zu stehen und zu gehen, nahmen unsere Ferse und die Fußwurzelknochen ihre heutige, verwrungene Form an. Es entstand ein komplexes Gebilde mit 26 Knochen, 33 Gelenken, 20 Muskeln und 114 Bändern. Sein dreidimensionaler Aufbau ermöglicht es den Füßen, unser Körpergewicht in allen Lebenslagen zu tragen, zu bewegen und abzufedern. Innerhalb der Fußmuskeln unterteilt man in Zehenbeuger und Zehenstrecker. Diese kleinen Muskeln sind mit den Schienbein- und Wadenmuskeln und -Bändern so verbunden, dass diese das Fußgewölbe aufrichten und so dem Fuß eine dynamische Ausrichtung geben: Eine Gewölbestruktur, mit der wir uns einem unebenen Untergrund flexibel anpassen können. Verliert – oft genetisch veranlagt, aber auch durch falsche Schuhe oder Bewegungsarmut – die Muskulatur in den Füßen, Schienenbeinen und Waden ihre Zugkraft, dann…

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Patanjalis Citta: Kamera, Geistsee, Aufmerksamkeit, Bewusstsein

Dunkler Kristall

Wenn wir heute über Yoga sprechen, dann meinen die meisten damit Körperübungen, um die Haltung zu verbessern und Beschwerden zu lindern. Das ist in unserer stressüberladenen Zeit völlig angemessen. In der klassischen Yogaperiode, vor rund zweitausend Jahren, war dieser Aspekt des Yoga-Übens nebensächlich. Die Menschen lebten damals mit hohem körperlichen Einsatz und mit viel weniger emotionalem Stress als heute. Erst mit der industriellen Revolution und dem Globalismus durch die Kolonisierung ergaben sich im Hatha-Yoga die Schnittstellen mit den Bewegungslehren von Turnen, Tanz oder Bodybuilding, die unsere heutige Yoga-Übungspraxis bestimmen. Im Hatha-Yoga machen wir Erfahrungen mit dem Körper, der Körper ist unser Tempel, unser Instrument. Hatha-Yoga ist nicht verkopft. Kommen wir mit den Übungen des Yogas in unserem Körper etwas mehr zur Ruhe, in die Balance, dann entsteht der Raum in uns, in dem wir die Bewegungen unseres Geistes, die Bewegungen in unserem Wahrnehmungsraum reflektieren können.…

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Der Ausfallschritt

Starke Beine, Schultern und Handgelenke, eine lockere Hüfte plus Knackpo und flachem Bauch – wer möchte das nicht? Der Ausfallschritt ist im Yoga ein vielseitiges Multipaket. Im Vinyasa-Flow ist er unverzichtbar als Verbindung von abwärts schauendem Hund (Adho Mukha Svanasana) und stehenden Positionen. Die Kehrseite der Medaille: kann ganz schön anstrengend werden. Konfrontiert schwache Handgelenke und untrainierte Bauchmuskeln. Hier gibt es ein Tutorial mit Übungen, die den Ausfallschritt verbessern und erleichtern können. Viel Spaß.

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