Abhyasa und Vairagya

Sonnenuntergang in Kerala, Indien

Yoga ist ein Weg der Mitte Das Wort Yoga beschreibt zwei Dinge: einen Zustand und eine Übungspraxis. Sie gehen fließend ineinander über, sind Henne und Ei. Wenn ich nach einer gelungenen Übungspraxis ein Gefühl von Verbundenheit und Weite habe, von Leichtigkeit und Freude, innerer Ruhe und Sicherheit, dann motiviert mich dies, diese Praxis fortzuführen. Und nur mit kontinuierlichem Üben kann ich den Zustand von Yoga wirklich in mein Leben integrieren. Durch Üben und durch Loslassen, mit passender Anstrengung und mit Akzeptanz können wir den Zustand von Yoga erreichen. Dies schrieb der Ur-Yogi Patanjali vor rund zweitausend Jahren in seinen weltberühmten Yoga-Sutras, ein noch heute gültiges Kompendium des Yogas. Die alten yogischen Schriften, darunter die Bhagavad Gita und die Yoga-Sutras geben uns ganz konkrete und praktische Hinweise, wie Yoga gelingen kann. Yoga entsteht im Spannungsfeld von Ausdauer, Disziplin, kontinuierlicher Bemühung einerseits und andererseits mit Gelassenheit, Vertrauen…

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Das Leben ist ein Mandala

Blumen Mandala

Auf der Suche nach dem heiligen Kern Mandalas kennt heute quasi jeder: Meine Kinder sind ganz verrückt nach ihren Mandala-Malbüchern. Mandala-Motive sieht man auf Postern, Aufnähern, Tüchern und T-Shirts. Aber wo kommt das Wort eigentlich her? Was ist mit Mandala ursprünglich gemeint? Das altindische Sanskritwort Mandala bedeutet „heiliger Kreis“ Mandala setzt sich aus den Silben Manda (Essenz, Mitte, wahre Bedeutung) und La (Entfaltung, Vollendung) zusammen. Traditionelle hinduistische und buddhistische Mandalas sind meistens kreisförmig. In allen möglichen Kulturen ist der Kreis ein Symbol für das Absolute, Vollkommene, das Göttliche. Energie fließt immer kreisförmig. Wenn sich der Kreis schließt, entstehen Verbindung und Einheit. Mandalas sind in der Natur allgegenwärtig. In und um uns herum ist die Welt voller Mandalas. Es können Blumen sein, Samen, Früchte, Baumringe oder die Sonne, Schneeflocken und Spinnweben. Unsere Augen sind wie Mandalas, unsere Zellen ebenso. Die Galaxien formen das Universum zu einem…

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Die Gunas

Gunas

Drei Fäden, aus denen die Welt gewebt ist Warum sind wir Menschen irgendwie alle gleich und doch so unterschiedlich? Warum erleben wir manchmal Situationen und Kontakte spontan als angenehm oder unangenehm? Warum fühlen wir uns mit uns selbst manchmal gut und manchmal weniger? Warum brauchen wir eine Balance, und worin besteht diese Balance? Yogis und Quantenphysiker sind sich darin einig, dass alle Materie, also auch wir, sogar unsere Gedanken und Gefühle nichts anderes als Energie sind. Die Welt ist Klang. Energie (Prana) fließt wie Stromkreis durch die gesamte Natur. Jeder hat so seine Schwingung (Spanda). Selbst ein Stein, wenn man genau nachmisst. Unsere Stimmung verändert sich subtil von Moment zu Moment. Woraus besteht für die Yogis die Lebensenergie? Das uralte yogische Wissen hat vor tausenden Jahren das Konzept der Gunas entwickelt. Wörtlich meint Gunas Fäden, aus denen alle Materie gewebt ist. Es sind Ur-Qualitäten unseres…

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Mutig voranschreiten

Yoga für Standfestigkeit

Zur psychologischen Dimension unserer Beine Wie geht’s? Wie ist das Leben? Beinhart? Hast du einen Klotz am Bein? Stehst gar mit einem Bein am Abgrund? Oder reißt du dir gerade ein Bein aus, um etwas zu schaffen? Stellt dir dabei jemand ein Bein? Geht dir das durch Mark und Bein? Oder kannst du etwas auf die Beine stellen? In unserer Selbstwahrnehmung (teilweise bedingt durch unseren gesellschaftlichen Kontext) sind die Beine positiv mit den Themen Sicherheit und Bodenständigkeit verbunden, mit Fortschritt, Erfolg und Selbstbewusstsein. In nahezu allen Kulturen gelten lange und schlanke Beine als attraktiv. Kein Wunder: Unseren Vorfahren sicherten sie das Überleben. Heute werden Models mit langen Beinen reich. Auch die Traumdeutung verschiedener Kulturen interpretiert die Beine als Symbol für Sicherheit, Unabhängigkeit, Finanzen (das Standbein) und für das soziale Umfeld. Wir stehen auf eigenen Beinen, brauchen keine fremde Hilfe. Auf der Schattenseite zittern uns vor…

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Die Bhavanas – Qualitäten des Herzens

Herzensqualität

Yoga und Buddhismus haben eine gemeinsame Wurzel – der Zeitgeist Indiens brachte vor Jahrtausenden diese beiden Systeme hervor. Entsprechend gibt es einige Überschneidungen in den Sichtweisen und im Vokabular von Yogis und Buddhisten: Beide sprechen vom Karma als dem Prinzip von Ursache und Wirkung. Beide propagieren das Loslassen der Anhaftungen. Und wie im Folgenden beschrieben, gibt es sowohl im Buddhismus als auch im Yoga die „vier Herzensqualitäten“. Die Yogis nennen sie die vier Bhavanas, übersetzt: heilsame innere Bilder. Patanjali beschreibt im Abschnitt 1.33 seiner Yoga-Sutras diese vier heilsamen Bilder : Maitri: eine freundliche, liebevolle, zugewandte Haltung sich selbst und Anderen gegenüber. Karuna: die Entfaltung von Empathie, sowohl für das eigene Leben, Geworden-Sein und das der Anderen. Yoga stärkt unser Einfühlungsvermögen in Andere. Mudita: eine Begeisterungsfähigkeit für den Erfolg, das Glück, die positive Entwicklung von uns selbst und den Anderen. Upeksha: die Fähigkeit zu Geduld und…

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Die Antarayas – Hindernisse auf dem Yogaweg

Kleshas, Antarayas

Über neun Brücken musst du gehen Ich liebe meine Yogapraxis. Sie hilft mir dabei, auch in extremen, anstrengenden äußeren Situationen – siehe Corona – bei mir selbst zu bleiben. Yoga ist tatsächlich mein bester Freund. Wie pflege ich diese Freundschaft? Der Weg ist das Ziel. Was nicht bedeutet, dass Yoga keine Ziele hätte, oh doch, Ziele gibt es: Yoga sei Geschicklichkeit im Handeln, sagt die Bhagavad Gita. Das zur Ruhe Kommen der Gedankenturbulenzen. Mit Yoga kann und sollte zukünftiges Leid vermieden werden. Kaivalya oder Samadhi nennt der Ur-Yogi Patanjali in seinen Yoga-Sutras einen nicht mit Worten erklärbaren Zustand völligen Verstehens. Moksha, die Befreiung von allen psychischen Eindrücken, die endlose Zyklen der Wiedergeburten bei uns hinterließen. Mit Freude zu leben und majestätisch zu sterben, sagte einmal BKS Iyengar, einer der größten Architekten des heutigen Yogas. Der Weg ist lang, und es warten nicht weniger als 9 Hindernisse.…

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Patanjalis Citta: Kamera, Geistsee, Aufmerksamkeit, Bewusstsein

Dunkler Kristall

Wenn wir heute über Yoga sprechen, dann meinen die meisten damit Körperübungen, um die Haltung zu verbessern und Beschwerden zu lindern. Das ist in unserer stressüberladenen Zeit völlig angemessen. In der klassischen Yogaperiode, vor rund zweitausend Jahren, war dieser Aspekt des Yoga-Übens nebensächlich. Die Menschen lebten damals mit hohem körperlichen Einsatz und mit viel weniger emotionalem Stress als heute. Erst mit der industriellen Revolution und dem Globalismus durch die Kolonisierung ergaben sich im Hatha-Yoga die Schnittstellen mit den Bewegungslehren von Turnen, Tanz oder Bodybuilding, die unsere heutige Yoga-Übungspraxis bestimmen. Im Hatha-Yoga machen wir Erfahrungen mit dem Körper, der Körper ist unser Tempel, unser Instrument. Hatha-Yoga ist nicht verkopft. Kommen wir mit den Übungen des Yogas in unserem Körper etwas mehr zur Ruhe, in die Balance, dann entsteht der Raum in uns, in dem wir die Bewegungen unseres Geistes, die Bewegungen in unserem Wahrnehmungsraum reflektieren können.…

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