Kraftvolle Beine, gesunde Knie

Affengott Hanuman

Mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen – dies können wir beim Yoga lernen.

Wozu sind die Beine da? Zum Stehen, Gehen und zum Laufen. Der aufrechte Gang gilt in der menschlichen Evolution als entscheidender Schritt. Vor zweihundert Jahren legte ein Mensch rund zwanzig Kilometer täglich zu Fuß zurück, heute liegt der Schnitt bei 800 bis 1200 Metern. Arme Beine, könnte man da sagen, denn diese sind zum Bewegen da.

Wenn die Muskulatur in unseren Beinen durch Vernachlässigung verkürzt oder erschlafft, dann müssen unsere Knie und Knöchel mehr Druck aushalten als ihnen guttut. Dazu geraten die Kniescheiben aus ihrer Gleitfurche. Im Kniegelenk trifft die kugelige Oberfläche des Oberschenkelknochens (Femur) auf die quasi plane Gelenkfläche des Schienenbeins, um hüllt von zwei halbmondförmigen Faserknorpeln, dem Innen- und dem Außenmeniskus. Diese ermöglichen eine Roll-Gleit-Bewegung und sollen den Druck aufs Knie gleichmäßig verteilen. Eine komplexe Konstruktion, die zur Sollbruchstelle werden könnte.

Beim Yoga kräftigen wir die gesamte Beinmuskulatur, namentlich die vier großen Muskelstränge des Quadrizeps (Rectus femoris, Vastus intermedius, Vastus lateralis, Vastus medialis) aber auch die Beinrückseite, die ischiocrurale Muskulatur, neben den Schienenbeinmuskeln und den Waden, dazu kommen die Muskeln der Bein-Innenseite (Adduktoren) und der Bein-Außenseite (Abduktoren). Beim Yoga solltest du keinesfalls die Knie „verriegeln“. Stattdessen möchten wir die gesamte Beinmuskulatur spiraldynamisch aufspannen, so dass unsere Knie optimal in ihrem Gleitlager zentriert werden. Die Muskeln „umarmen“ die Knochen und die Gelenke. Druck wird in Zugkraft umgewandelt, um zu viel Belastung zu vermeiden.

Ein kleiner Selbsttest, um die Beinachse richtig auszurichten:

Tadasana, spanne die Oberschenkel an ohne das Knie zu verriegeln. Mache einen Entenpo, hebe die Sitzknochen, kippe das Becken nach vorn. Was passiert?: der innere Oberschenkel, genauer: der Vastus medialis spannt an. Die Kniescheiben rollen nach innen, aufeinander zu. Es gibt eine Spannung in den äußeren Waden und in den Schienenbeinmuskeln. Die Oberschenkelrückseite wird lang. Jetzt möchtest du deine Kniescheiben wieder gerade nach vorn bringen ohne die aufgebaute Spannung zu verlieren. Wie geht das? Drehe mit der Ausatmung die Kniescheiben nach vorn. Ergebnis: der Schneidermuskel dreht die Oberschenkel (Vorderseite) aus, die Unterschenkel (Vorderseite) bleiben eingedreht, die Waden heben hoch und drehen nach außen. Spüre die beiden gegenläufigen Spiralen und halte mit ihnen deine Kniescheibe gerade in einer Schwebespannung.

Beim Yoga sollte man nichts übers Knie brechen, wir möchten planvoll handeln. Im Yoga ist das Knie ein Symbol für die Demut. Das Knie beugen, auf die Knie gehen sind Gegenteile von Marschieren oder Treten. Wir können beim Yoga geschmeidige Knie bekommen, sogar einmal unser Ego „in die Knie gehen“ lassen und damit den großen Geist in uns einladen.